BMF/Zoll: Seit Beginn 2020 an die 21 Tonnen tierische Produkte beschlagnahmt Blümel: „Lebensmittelkontrollen des Zolls auch wegen Afrikanischer Schweinepest bedeutend"
Aufgriff Zollstelle Flughafen Linz: 1 moldawischer Kleintransporter, 6 Insassen, 23 Liter Alkohol, 900 kg Fleisch
Das erstaunte selbst die erfahrenen Zöllner der Zollstelle Flughafen Linz, als sie am 4. März 2021 einen augenscheinlich überladenen moldawischen Mercedes Sprinter auf der A25 Höhe Pucking aus dem Verkehr zogen: Bei der anschließenden Zollkontrolle am Flughafen Linz Hörsching erschnüffelte Zoll-Diensthund Ben nicht nur 1.600 Zigaretten, die Beamten konnten darüber hinaus insgesamt 902 Kilogramm Schweine- und Hühnerfleisch sowie 22,8 Liter Alkohol sicherstellen.
Die acht Stangen Schmuggelzigaretten spürte Ben in einem Versteck oberhalb der 2. Sitzreihe auf. Dort war in einem eingezogenen Zwischenboden sogar ein Safe eingebaut, in dem die Zigaretten mitgeführt wurden. Das Fahrzeug glich zwar dem äußeren Anschein nach einem Kleinbus mit 4 Sitzreihen, tatsächlich war der Sprinter jedoch nach der 2. Sitzreihe zu einem Kühltransporter umgebaut worden. So diente die Hälfte der Fahrzeuglänge als gekühlte Ladefläche. Anzunehmen ist also, dass damit wohl öfter entsprechende Fahrten unternommen werden sollen.
„Postkutschen“ von Moldawien nach Frankreich
Nur wenige Stunden zuvor hatten die Zöllner der Zollstelle Flughafen Linz einen ähnlichen Fall zum Kontrollplatz geleitet und inspiziert. Dieser ebenfalls moldawische Sprinter hatte im Vergleich „nur“ 130 Kilogramm Schweinefleisch geladen und beförderte nur einen weiteren Insassen. Eine weitere wesentliche, auffällige Übereinstimmung mit dem anderen moldawischen Fahrzeug: der auch hier zur Kühlfläche umgebaute Fond des Mercedes Sprinter.
Als Ziel wurde von den Fahrern beider angehaltenen Fahrzeuge Paris in Frankreich angegeben. Beide Fahrzeuge dienten wie „moderne Postkutschen“ zur Beförderung sowohl Reisender als auch privater Sendungen mit Alkohol, Zigaretten, Fleisch und Käse. Das Fleisch sowie der Alkohol und die Zigaretten wurden sichergestellt. Beide Lenker wurden bestraft und konnten nach Entrichtung der Strafen und Abgaben ihre Fahrt nach Frankreich fortsetzen.
Einschleppung von Tierseuchen nach Österreich verhindern
Fleisch und Fleischerzeugnisse, Milch und Milcherzeugnisse sowie andere tierische Erzeugnisse unterliegen bei der Einfuhr im Reiseverkehr Beschränkungen zur Verhinderung der Einschleppung von Tierseuchen und Tierkrankheiten.
„Der Umstand, dass in Moldawien 2020 Fälle der global grassierenden Tierseuche der Afrikanischen Schweinepest verzeichnet wurden, verdeutlicht die Wichtigkeit dieser Beschränkungen und deren Kontrollen“, so Finanzminister Gernot Blümel zum erfolgreichen Aufgriff des Zolls. Auch wenn der Mensch wie im Fall der Schweinepest nicht daran erkranken kann, für Tiere ist diese Erkrankung höchst ansteckend. Die wirtschaftlichen Auswirkungen eines Tierseuchenausbruchs in Österreich wären für den landwirtschaftlichen Bereich sowie für vor- und nachgelagerte Wirtschaftsbereiche katastrophal: Notschlachtungen, Handelsbeschränkungen und Exporteinbußen wären die unabdingbare Folge.
Seit Beginn 2020 an die 21 Tonnen tierische Produkte durch Zoll beschlagnahmt
„Die Zöllner achten verstärkt auf die mögliche illegale Mitnahme von tierischen Lebensmitteln und unterbinden diese – zum Schutz von Verbrauchern, aber auch der Wirtschaft“, ist Finanzminister Blümel vom Engagement der österreichischen Zöllner überzeugt. Bei den entsprechenden Schwerpunktkontrollen des Zolls wurden seit Beginn 2020 österreichweit 20.818,20 Kilogramm illegal eingeführte Fleisch und Fleischerzeugnisse sowie andere tierische Produkte (Milch und Milcherzeugnisse, Eier, Honig…) aus dem Verkehr gezogen und vernichtet. Rund 80 Prozent davon wurden bei mobilen Kontrollen der Zöllner wie im Fall der Moldawier im Straßenverkehr sichergestellt, die restlichen Aufgriffe fanden bei den Einfuhrkontrollen im Reiseverkehr durch die Zollstellen an den Flughäfen statt. Allein im Vorjahr wurden beispielsweise in der Reisendenabfertigung der Zollstelle am Flughafen Wien Schwechat rund 3 Tonnen tierischer Erzeugnisse nach dem Tierseuchengesetz angehalten.
Der Zoll rät generell dazu, keine Lebensmittel aus privater, unkontrollierter Produktion und Hausschlachtung einzuführen. In Hinblick auf die Afrikanische Schweinepest geht von selbst produzierten Fleischprodukten aus Ausbruchsgebieten besonders hohes Risiko aus. Bereits das unachtsame Wegwerfen von Jausenresten, wie es zum Beispiel an Autobahnparkplätzen nahe Transitrouten von und nach betroffenen osteuropäischen Gebieten passiert, kann massive Folgen nach sich ziehen. Die Übertragung der Afrikanischen Schweinepest beispielsweise erfolgt durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren, durch die Aufnahme von Speiseabfällen oder Schweinefleischerzeugnissen bzw. –zubereitungen sowie über andere indirekte Übertragungswege.