Eigenkapitalverzinsung als Schlüssel zu mehr Krisenfestigkeit Blümel: Unser Ziel ist die steuerrechtliche Gleichstellung von Eigen- und Fremdkapital

Die Coronakrise hat schonungslos gezeigt, wie wichtig eine gesunde Eigenkapitalausstattung für Unternehmen ist. Gerade in Krisenzeiten ist sie der Schlüssel zur Wettbewerbs- und Widerstandfähigkeit.

„Durch die Pandemie haben wir wichtige Erkenntnisse gewonnen. Gelingen muss nun, diese Lehren als Chance zu nutzen. Obwohl wir mit knapp über 37 Mrd. Euro an Hilfen, die bereits ausgezahlt oder rechtsverbindlich zugesagt wurden, tatkräftig unterstützen konnten, so haben wir doch gesehen, dass die Krise zu deutlichen Rückgängen des Eigenkapitals österreichischer Unternehmen führt. Die Eigenkapitaldecke ist also relativ dünn. Hier müssen wir ansetzen, um Unternehmen für künftige Herausforderungen bestens zu rüsten“, erklärt Finanzminister Gernot Blümel.

Eine kürzlich im Auftrag des Bundesministeriums für Finanzen von Eco Austria durchgeführte Studie hat die Eigenkapitalsituation in Österreich näher analysiert und volkswirtschaftliche Lösungsvorschläge dazu bewertet. „Im internationalen Vergleich ist der Fremdkapitalanteil österreichischer Unternehmen hoch und liegt im oberen Drittel. Das Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital ist in Österreich rund doppelt so hoch wie etwa in Schweden oder der Schweiz“, so die Direktorin von Eco Austria, Monika Köppl-Turyna.

„Wir müssen Unternehmer dazu motivieren, mehr Eigenkapital aufzubauen, um unabhängiger und krisenfester zu werden. Das Steuerrecht ist dabei ein wichtiger Hebel und gibt uns die notwendigen Mittel in die Hand. Derzeit kann man Zinsen, die man für Fremdkapital bezahlt, steuerlich absetzen. Analoge Regelungen sollten auch für den Aufbau bzw. Erhalt von Eigenkapital gelten“, so Blümel. Das Modell dazu heißt fiktive Eigenkapitalverzinsung: Dabei wird ein fiktiver Zinssatz angenommen, der bei den Unternehmenssteuern dann in Abzug gebracht wird. Damit würde gelten, was für Fremdkapital schon jetzt gilt, indem Eigenkapital mit Fremdkapital zumindest steuerrechtlich gleichgestellt wird.

Ein Blick auf die vorliegende Studie und internationale Erfahrungen stimmen die Direktorin von Eco Austria hinsichtlich dieses Vorstoßes optimistisch: „Das Eigenkapital aller österreichischen Unternehmen würde um bis zu 25 Mrd. Euro steigen.“

Kosten würde diese Maßnahme je nach Modell zwischen 0,5 und 1 Mrd. Euro. Allerdings würde durch diesen positiven Anreiz auch das BIP um bis zu 0,4 % steigen. So entstünden durch gesündere, wettbewerbsfähigere Unternehmen langfristig bis zu 50.000 zusätzliche Arbeitsplätze. Außerdem finanziere sich die Maßnahme – durch das zusätzliche Wachstum und höhere Steuereinnahmen – zur Hälfte selbst, das hieße die tatsächlichen budgetären Kosten wären dadurch stark gedämpft.

„Mit der Eigenkapitalverzinsung haben wir eine sinnvolle Standortmaßnahme entwickelt, die uns auch in künftigen Krisen schützt und die wir zeitnahe umsetzen sollten“, so der Finanzminister abschließend.