BMF/Zoll: Schmuggel lebender Tiere im 1. Quartal 2021 hoch Bereits die Hälfte der Gesamt-Aufgriffe lebender Tiere 2020
Blümel: „Tierschmuggel verstärkt nicht nur Tierleid, sondern auch Seuchengefahr“

Die Bilanz des Zolls in Sachen Tierschmuggel ist ernüchternd: Allein im ersten Quartal 2021 beendete der Zoll die Schmuggelfahrten 129 lebender Tiere – das sind mehr als die Hälfte der Gesamtaufgriffe des Vorjahres (2020: 226 lebende Tiere). „Die Pandemie konnte dem skrupellosen Handel mit artengeschützten Tieren oder solchen aus illegalen Züchtungen nichts anhaben – das Gegenteil scheint der Fall zu sein“, stellt Finanzminister Gernot Blümel anhand der jüngsten Zahlen des Zollamts Österreich fest.

Seit Anfang 2020 konnte der österreichische Zoll bei 78 Kontrollen Unregelmäßigkeiten sowie teils schwere Mängel bei der versuchten Ein- oder Durchfuhr 355 betroffener Tiere konstatieren: 152 Hunde, 151 Reptilien, 27 Fische, 15 Vögel und 10 Katzen kamen dem Zoll dabei seit Beginn des Vorjahres unter. In den meisten Fällen fehlten die entsprechenden Zollanmeldungen sowie Veterinärdokumente, die über Impfungen oder mögliche Krankheiten Auskunft geben könnten. 95 Tieren wurde die Einreise durch den Grenztierarzt verweigert. Bei 61 Tieren gab es nach Durchführung zollrechtlicher Anmeldungen keinen Hinderungsgrund für eine Weiterreise, weitere 19 Tiere – 17 Hunde und 2 Katzen – mussten in Quarantäne. 33 wurden in Tierheimen untergebracht. 15 artengeschützte Schildkröten, 74 Chamäleons und 11 geschützte Vögel konnte der Zoll einerseits im Rahmen der Einreisekontrollen auf Flughäfen, andererseits im Bereich der Zollfahndung abnehmen und in Tiergärten oder etwa Reptilienzoos unterbringen.

Illegaler Tierhandel verstärkt Tierleid

„Deutlich ist, wie sehr der illegale Tierhandel Tierleid verstärkt“, so Blümel und rät, Züchter oder lokale Tierheime und Tierschutzvereine beim Erwerb eines Haustieres zu bevorzugen. Andernfalls werden die Tiere oft eingezwängt in kleine Boxen stundenlang durch halb Europa transportiert, um dann für „kleines Geld“ den Besitzer zu wechseln. Die Spannen dahinter für den Einzeltäter, der sich sein Täglich Brot aufbessern will, bis hin zum illegalen Züchter, der den Schmuggel bereits organisiert aufgezogen hat, sind jedenfalls größer.

Ein Hund musste im Juni 2020 auf besonders tragische Weise mit seinem Leben bezahlen. Die Umstände seiner Zucht, seiner Haltung und des Transports aus Nordmazedonien haben den Mischling derart mitgenommen, dass der unterernährte Welpe nach einem epileptischen Anfall und Einweisung in die Tierklinik dort aufgrund zusätzlichen Nierenversagens schließlich eingeschläfert werden musste.

Auch wenn besonders tragische Ausgänge wie dieser im Zuge der Zollarbeit äußerst selten verzeichnet werden – das Tierwohl steht so gut wie nie im Vordergrund, es geht immer um den Profit. Besonders perfide ist daher, wenn gar Tierrettung vorgetäuscht wird, um künftige Käufer anzusprechen. Hierfür wird in sozialen Medien gezielt inseriert, dass Hunde oder Katzen aus so genannten Tötungsstationen etwa in Serbien, Bosnien, Moldawien oder der Ukraine gerettet werden könnten. Tierliebhaber fallen in gutem Glauben darauf hinein und unterstützen damit unbewusst oftmals die organisierte Kriminalität.

Betrüger konterkarieren seriöse Tierschutz-Vereinsarbeit

Die kriminellen Verkäufer treten oft als Verein auf und geben vor, die Tiere nur gegen Schutzgebühr und Schutzvertrag abzugeben. Die herzzerreißenden Fotos, mit denen für die Aufnahme eines solchen Tieres geworben wird, sind in den meisten Fällen echt – allerdings nicht aus der angeführten Tötungsstation, sondern aus der illegalen Zucht. Unhaltbare Umstände und Tierquälerei sind dort an der Tagesordnung. Alle restlichen Dokumente, die im Zuge eines solchen Handels dem Anschein nach ausgehändigt werden, sind Fälschungen. Die Arbeit tatsächlich engagierter und seriöser Tierschutzvereine wird so natürlich völlig konterkariert, wissen Zollfahnder aus ihren Ermittlungen zu berichten. Mittlerweile haben Anzeigenportale reagiert und solche Inserate mit Sperren versehen – in sozialen Medien gibt es diese Angebote jedoch leider nach wie vor.

Neben Tierleid: Gefahr von Tierseuchen für Wirtschaft

Die Umstände, denen die Tiere bereits bei der Zucht, aber auch auf den Fahrten aus benachbarten Drittstaaten ausgesetzt sind, sind nicht nur eines Lebewesens unwürdig, sondern erhöhen auch die Gefahr der Übertragung und Einschleppung von Seuchen. „Welche umfassenden Auswirkungen Zoonosen haben können, hat uns die COVID19-Pandemie schmerzlich vor Augen geführt. Es gibt zahlreiche andere Tierseuchen, deren Auftreten nicht nur gesundheitliche Folgen, sondern auch schwerwiegende wirtschaftliche Auswirkungen für viele unserer heimischen, etwa auch landwirtschaftlichen Betriebe bedeuten würden“, unterstreicht der Finanzminister die Wichtigkeit der Zollkontrollen. Beispiele für besonders gefürchtete und gleichzeitig wahrscheinliche Krankheiten, die unter anderem durch Tierschmuggel eingeschleppt werden können, sind die Maul- und Klauenseuche, die Vogelgrippe oder die Tollwut. Insbesondere die geschmuggelten Hunde oder Katzen, die in illegalen Züchtungen vornehmlich in Osteuropa prekär und qualvoll gehalten werden, unterliegen der Gefahr, an Tollwut zu leiden oder auch bestimmte Hunde- und Katzenseuchen oder Parasiten einzuschleppen.

Trendfaktor beim Tierschmuggel

Die Nachfrage bestimmt das Angebot – geschmuggelt werden vor allem Tiere, die gerade „in Mode“ und daher besonders gefragt sind. Jahr für Jahr sind daher Labradore, Spitzwelpen, Golden Retriever oder auch Schäferhunde unter den aufgegriffenen Hunden und Hundewelpen. Neben dem verbreiteten Wunsch, ein Tier zu „retten“, spielt oftmals der Kostenfaktor eine Rolle beim Kauf von Rassehunden und -katzen im Ausland über das Internet.

„Tierschmuggel ist kriminell, dessen sollten sich alle, die im Internet Tiere zu Billigpreisen erwerben, bewusst sein“ gibt Finanzminister Blümel zu bedenken und bekräftigt: „Der österreichische Zoll wird sich weiterhin mit hoher Professionalität und großem Engagement für den Schutz der Tiere einsetzen!“