Rekordwert bei Arbeitnehmerveranlagung in 2021: 500 Mio. Euro automatisch ausbezahlt Finanzamt Österreich mit erster Jahresbilanz in neuer Struktur

Rund 1,8 Millionen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmerveranlagungen waren im Jahr 2021 sogenannte Antragslose Arbeitnehmerveranlagungen (AANV). Das sind vollautomatisierte Veranlagungen, bei denen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler für das vergangene Jahr zu viel bezahlte Lohnsteuer automatisch zurückbezahlt bekommen.

Finanzminister Magnus Brunner: „Die hohe Serviceorientierung des Finanzressorts zeigt sich besonders bei den antragslosen Arbeitnehmerveranlagungen. Davon profitieren die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Im Jahr 2021 wurden für das Veranlagungsjahr 2020 rund 500 Millionen Euro automatisch ausbezahlt.“

Darüber hinaus prägten der Start in die neue bundesweite Struktur und die Corona-Wirtschaftshilfen die Bilanz 2021 des Finanzamtes Österreich. So ist die österreichische Finanzverwaltung am 1. Jänner 2021 in ihrer neuen Struktur gestartet. Das brachte auch für das neu geschaffene Finanzamt Österreich viele zusätzliche Aufgaben. Vor allem im Hinblick auf die Corona-Pandemie wurden zahlreiche Tätigkeitsfelder geschaffen, die der Krisenbewältigung dienen, aber auch große Herausforderungen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeuteten.

„Das Jahr 2021 stellte für die rund 6.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der neuen Struktur des Finanzamtes Österreich und inmitten der Pandemie eine besondere Herausforderung dar, die dank der Professionalität und des Engagements jeder und jedes einzelnen bravourös bewältigt wurde. So konnten die umfangreichen Serviceleistungen für Bürgerinnen und Bürger, Familien und Unternehmen auch in Zeiten der Pandemie sichergestellt werden“, so Finanzminister Magnus Brunner.

Erleichterungen des Finanzministeriums für Wirtschaft in Höhe von 1,6 Mrd. Euro

Zusätzlich zu den Wirtschaftshilfen, deren Abwicklung und Auszahlung über die COFAG erfolgen, unterstützte die Finanzverwaltung die heimischen Unternehmen auch im Jahr 2021 kräftig: So gewährte das Finanzamt Österreich mehr als 68.000 Erleichterungen wie Steuer-Stundungen und attraktive Ratenzahlungsmodelle aktuell im Ausmaß von mehr als 1,6 Mrd. Euro.

Aber auch die Erstellung von Gutachten nach dem COVID-19-Förderungsprüfungsgesetz, das die Rechtmäßigkeit von Zuschüssen aus den Coronahilfen kontrollieren soll, zählt zu den neuen Aufgaben des FAÖ. Dazu wurden rund 700 Prüferinnen und Prüfer geschult, die insgesamt 40.000 Gutachten in kurzer Zeit abgearbeitet haben. Insgesamt haben diese Prüfungen den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern mehr als 50 Mio. Euro erspart.

Hohe Nachfrage gab es auch 2021 bei der Corona-Hotline, die binnen kürzester Zeit nach Ausbruch der Krise auf die Beine gestellt wurde, um heimische Unternehmen bestmöglich zu beraten. Im vergangenen Jahr wurden so rund 34.000 Unternehmerinnen und Unternehmern unterstützt.

Erfolgsprojekt FinanzOnline (FON) mit neuem Nutzerrekord

Im Bereich der Digitalisierung kann die Finanzverwaltung für 2021 mit ihrem international beachteten Vorzeigeprojekt „FinanzOnline“ weitere Erfolge vorweisen. So wurden im vergangenen Jahr bei 5,8 Mio. bescheidmäßigen Erledigungen bereits fast 80 Prozent aller Arbeitnehmerveranlagungen online durchgeführt. Auch im Bereich der betrieblichen Veranlagung konnte die ohnehin schon sehr hohe FON-Quote auf knapp 91 Prozent gesteigert werden.

Der Weg zum papierlosen Akt, der im Jahr 2016 begann, wurde konsequent fortgesetzt. Alle an den Dienststellen des FAÖ einlangenden Schriftstücke werden in der zentralen Scanstraße in Wien eingescannt und dem jeweiligen elektronischen Akt zugeordnet. Durch die Ausweitung dieses Systems wurden im Jahr 2021 1,5 Mio. Schriftstücke gescannt und zugeordnet, sowie 261.000 über das e-Fax System eingegangene Schriftstücke ebenfalls bearbeitet.

Raschere Auszahlung der Familienbeihilfe durch vereinfachte Verfahren

Um Familien inmitten der Coronakrise zu entlasten, wurden die Anspruchsüberprüfungsschreiben für die Familienbeihilfe im Jahr 2020 ausgesetzt. Das stellte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Neustart der Überprüfung Ende Februar 2021 vor große Herausforderungen. Die nachgeholten und neuen Anspruchsüberprüfungsschreiben beliefen sich auf rund 637.000 Stück. Dies bewirkte im Sommer 2021 einen Rückstau in der Familienbeihilfe, der nur durch den Einsatz von zusätzlichen rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus anderen Bereichen abgearbeitet werden konnte. Dabei wurden insgesamt im Jahr 2021 1,087 Mio. Erledigungen gemacht, was gegenüber dem Jahr 2019 einer Steigerung um etwa 250.000 entspricht. In Summe wurden 2021 4,9 Mrd. Euro an 1.269.314 Familien ausbezahlt. Das entspricht 108 Mio. Euro mehr als im Jahr 2019.

Die Finanzverwaltung hat aus dem vorübergehenden Rückstau ihre Lehren gezogen und weitere Schritte für die digitale Weiterentwicklung des neuen Familienbeihilfenverfahrens „FABIAN“ gesetzt. So soll der Prozess der Gewährung der Familienbeihilfe für Bürgerinnen und Bürger weitaus einfacher werden. Dabei werden Studierendendaten automatisiert verarbeitet, um die Fallbearbeitung deutlich zu beschleunigen. Darüber hinaus wird die Familienbeihilfe für die Dauer von vier Monaten nach Abschluss der Schulausbildung weiter gewährt. Das garantiert eine durchgehende Auszahlung der Familienbeihilfe bis zu einem möglichen Studienbeginn. Dadurch ersparen sich die Bürgerinnen und Bürger die Beantwortung von Anspruchsüberprüfungsschreiben, was in der Vergangenheit aufgrund der Fülle der Schreiben trotz der professionellen Arbeit der engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Finanzverwaltung zu Verzögerungen bei der Auszahlung führte.

Höhere Nachfrage nach telefonischer Beratung und Möglichkeit der Terminvereinbarung

Die Corona-Situation machte den persönlichen Besuch im Finanzamt, abgesehen von der Abholung von Formularen, nicht möglich. Damit die Bürgerinnen und Bürger trotzdem bestmöglich unterstützt werden, wurde die Möglichkeit einer Terminvereinbarung geschaffen, um vor Ort komplexe Sachverhalte zu erörtern. Dieses Modell hat sich sehr bewährt, 2021 haben 143.000 Menschen diese Möglichkeit genutzt.

In der Telefonie hat das FAÖ 2021 über 5,7 Mio. Anrufe erhalten, was gegenüber 2020 einer Steigerung von 1,9 Mio. entspricht. Aufgrund dieser Steigerung waren leider auch manchmal längere Wartezeiten in Kauf zu nehmen.

Starker Zuwachs bei Neugründungen

Trotz der schwierigen Corona-Umstände war die Zahl der Unternehmensgründungen erfreulicherweise hoch. Im vom FAÖ betreuten Gründungsverfahren wurden 131.000 Anträge verzeichnet, was gegenüber 2020 einer Steigerung um rund 17.000 Neugründungen entspricht.