BMF/Spezialeinheit PACC: 2021 rund 6 Mio. Arbeitnehmerveranlagungen und 1,4 Mio. Anträge auf COVID-19 Hilfszahlungen überprüft Predictive Analytics im Kampf gegen organisierte Steuerhinterziehung und Zollbetrug

Grundsätzlich ist die Steuerehrlichkeit der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in Österreich sehr hoch. Um auch Menschen mit geringer Steuermoral zur Verantwortung zu ziehen und damit für mehr Gerechtigkeit für alle zu sorgen, wendet das Predictive Analytics Competence Center (PACC) im Finanzministerium vielseitige Methoden an – die Hauptmethodik ist Predictive Analytics: eine auf Basis von Machine Learning arbeitende künstliche Intelligenz, die aus einer Vielzahl an Datenquellen potentielle Betrugsszenarien ableiten kann. Eingesetzt wird die Methode unter anderem für die Auswahl von Betriebsprüfungen, die Plausibilitätsprüfung von Steuererklärungen sowie die Bewertung von Neugründungen und Anträgen aller Art. Es ist damit nicht nur leichter Steuerhinterziehung aufzudecken - auch Zollbetrug kann aufgedeckt und eingedämmt werden.

Im Jahr 2021 wurden vom Predictive Analytics Competence Center (PACC) rund 6 Mio. Arbeitnehmerveranlagungen überprüft. Außerdem wählten die Expertinnen und Experten des PACC in den letzten Jahren jährlich rund 5.000 Risikofälle aus, bei denen in weiterer Folge durch die Finanzverwaltung eine steuerliche Betriebsprüfung oder Zoll-Betriebsprüfung erfolgte bzw. Lohnabgaben- und Beiträge sowie Kurzarbeitshilfen überprüft wurden. Einen Schwerpunkt der Arbeit des PACC im vergangenen Jahr stellten Analysen in Zusammenhang mit den COVID-19-Maßnahmen dar. Hier plausibilisierte das PACC rund 1,4 Mio. Anträge auf COVID-Hilfszahlungen.

Im ersten Halbjahr 2022 wurden wiederum bereits knapp 4 Mio. Arbeitnehmerveranlagungen überprüft und zahlreiche Anträge auf COVID-Hilfszahlungen bewertet. Ein Hauptschwerpunkt war auch die Weiterentwicklung der Echtzeit-Risikoanalyse für eingebrachte Einkommens- und Körperschaftssteuererklärungen.

Seit Anfang 2020 dem Steuerzahler rund 540 Mio. Euro erspart

Seit Jänner 2020 bis Ende Juni 2022 haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des PACC mit ihren Analysen und Vorhersagen in den verschiedenen Bereichen den österreichischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern in Summe rund 540 Mio. Euro erspart.

Finanzminister Magnus Brunner: „Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat und fügt zudem ehrlichen Unternehmen großen Schaden zu. Es ist unsere Aufgabe dafür zu sorgen, dass für alle Menschen und Unternehmen in Österreich die gleichen Rahmenbedingungen gelten und Regeln eingehalten werden. Das PACC ist mit Mathematik und Statistik Steuerbetrügern auf der Spur. Der Einsatz modernster Techniken im Bereich der Betrugsbekämpfung ist unerlässlich, um Betrügern einen Schritt voraus zu sein und so für Steuergerechtigkeit zu sorgen.“

Spezielle Algorithmen erkennen Unregelmäßigkeiten automatisch

PACC Leiter Christian Weinzinger: „Das Spektrum an Betrug ist breit und reicht von Umsatzverkürzungen in Bilanzen, über Falschangaben im Bereich der Aufwendungen bis zur Angabe von nicht der Realität entsprechenden Vermögensverhältnissen. All diese Aktionen zielen darauf ab, die Steuerbelastung unrechtmäßigerweise so gering wie möglich zu halten. Speziell entwickelte Algorithmen werden dazu verwendet, diese Unregelmäßigkeiten automatisch zu erkennen und die relevanten Fälle einer gesonderten Prüfung zuzuführen.“ Dazu führt das PACC, mit seinen knapp 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in sieben Bundesländern, Datenanalysen durch. Historische Daten werden für die Erstellung bzw. das Training von mathematischen Modellen verwendet, die dann auf aktuelle Daten angewendet werden. Daraus können anschließend Betrugsszenarien abgeleitet und eine Risikobewertung durchgeführt werden.

Zu den Hauptaufgaben des PACC zählt die Echtzeit-Risikobewertung im Bereich der allgemeinen und betrieblichen Veranlagung, die zentrale Prüfungsfallauswahl, der Auf- und Ausbau von automatisierten Prüfungen im Rahmen von Betriebsprüfungen, präventive Themenstellungen in der Betrugsbekämpfung – wie beispielsweise der Umsatzsteuerkarussellbetrug – und Themenstellungen, die sich im Zuge der COVID-19-Pandemie ergeben haben.

Die vom PACC verwendeten Informationen werden aus internen Datenquellen, also den im Finanzministerium gespeicherten Basisdaten, wie z.B. Meldedaten von Steuerpflichtigen, Steuerbescheid, Erklärungen, Zollanmeldungen oder auch Daten zu Fahrzeugen, aber auch aus externen Datenquellen, wie dem Firmenbuch, dem Grundbuch oder dem Gewerberegister gewonnen. Aus diesen Datenquellen werden die relevanten Informationen pseudonymisiert aufbereitet und dienen als Grundlage für die zu analysierenden Themengebiete des PACC. „Ein wichtiges Tool dafür ist unsere Datenanalyseplattform, die für Aufbereitung von Daten, Erstellung von mathematischen Modellen und Ableitung von Ergebnissen zur Verfügung steht“, so Weinzinger. Zusätzlich setzt das PACC eine Prüfsoftware ein, um vorgefertigte und standardisierte Analysen für die Betriebsprüfung zur Verfügung zu stellen. Dadurch können Betriebsprüferinnen und Betriebsprüfer bei der datengetriebenen Analyse von Finanzdaten unterstützt werden.