Rohstoffe für die grüne Wende
Beim Forum Alpbach wurde die Wichtigkeit der Versorgung Österreichs mit zukunftsweisenden mineralischen Rohstoffen für die „grüne Wende“ erklärt. Dabei stehen die für die Klimaneutralität benötigten im In- und Ausland gewonnenen, neu abgebauten sowie recycelten Rohstoffe im Fokus.
Das zuständige Bundesministerium bekennt sich im Gespräch mit Agnes Zauner, Geschäftsführerin von Global 2000 und Bernd Schäfer, Rohstoffexperte und CEO von EIT RawMaterials, dem weltweit größten Konsortium im Rohstoffsektor, klar zum Bergbau.
Rohstoffpolitik ist Klimapolitik
Österreich steht in einem gesellschaftlichen Wandel hin zur „grünen Wende“. Dafür benötigt es eine Vielzahl an mineralischen Rohstoffen, die bisher beinahe bedeutungslos waren.
Um es am Beispiel eines Windrades zu verdeutlichen: Für den Bau einer Windkraftanlage braucht man über 20 verschiedene mineralische Rohstoffe. Ein Teil dieser Rohstoffe, wie z.B. Baurohstoffe für das Fundament können in Österreich regional gewonnen werden. Doch vor allem die technologierelevanten Rohstoffe, wie etwa Aluminium, Tantal und Seltene Erden werden aus dem europäischen Ausland bezogen. Viele dieser wirtschaftsrelevanten Rohstoffe sind bereits jetzt kritisch, das heißt sie haben ein hohes Versorgungsrisiko oder werden unter schwierigen Bedingungen abgebaut.
Deshalb ist die verantwortungsvolle und sichere Versorgung mit primären und sekundären – also rezyklierten – Rohstoffen aus dem In- und Ausland unabdingbar. Diese müssen nachhaltig, effizient und schonend gewonnen und genutzt werden. Österreich ist in großem Maße von dem Import mineralischer Rohstoffe, die aufgrund der geologischen Situation in Österreich nicht vorhanden sind bzw. momentan nicht in Österreich abgebaut werden, abhängig. Verschiebungen geopolitischer Machtverhältnisse und diverse Krisen haben die weltweite Versorgungslage verändert, wodurch die Notwendigkeit besteht, die Widerstandsfähigkeit im Nachschub an Rohstoffen zu steigern.
Dabei spielen die in Österreich produzierten Rohstoffe eine zentrale Rolle. Österreich ist weltweit der siebtgrößte Produzent von Wolfram und Magnesit und der 14.-größte von Talk. Der österreichische Bergbau und die heimische rohstoffproduzierende und -verarbeitende Industrie tragen mit rund 90 Mrd. € 25% zum BIP bei und geben 1 Million Menschen Arbeit. Durch den heimischen Abbau können nicht nur Versorgungsengpässe und unnötige Transportwege vermieden werden, zugleich wird auch die industrielle Wertschöpfung in Österreich gestärkt.
Für unsere Versorgungssicherheit ist auch das kreislauforientierte Wirtschaften unbedingt notwendig. In Österreich werden derzeit nur ca. 10% der Materialströme im Kreislauf geführt, weshalb auch durch eine Erhöhung der Kreislaufwirtschaft Engpässe in der Versorgung reduziert werden können. Es braucht innovative Ansätzen, um Wertschöpfungsketten und den Lebenszyklus von Produkten zu verlängern.
Jedoch können nicht alle mineralischen Rohstoffe, die in den Herstellungsprozessen grüner Technologien stecken, recycelt werden. Manche Rohstoffe werden im Prozess verbraucht oder lassen sich physikalisch nicht bzw. nur mit einem enormen Energieaufwand wiederverwerten, sodass es einen Input primär gewonnener Rohstoffe braucht. Bergbau und Rohstoffgewinnung haben somit weiterhin Zukunft!
Um die Versorgung mit diesen lebensnotwendigen Rohstoffen in den nächsten zehn Jahren zu garantieren, Österreichs Autarkie zu erhöhen und die regionale und lokale Wertschöpfung zu stärken bedarf es einer österreichischen Rohstoffstrategie.